Kornnatter (Schlange)

Gesprächsprotokoll  von  2008 ( Ich sehe ihr Bild  in der SZ/ Artikel:  „ Würgeschlange mit ruhigem Wesen“

Laut  diesem Artikel  wurde sie in der Grillparzerstrasse  im Hinterhof entdeckt und mit einem Besenstiel in die Mülltonne befördert. Die Feuerwehr brachte sie ins Zoologische Institut.

Ich  frage sie, ob sie mit mir sprechen will.

Ich will mit Dir sprechen, Geliebte , es ist mir eine Ehre.

Stimmt es, daß Du in einem Müllcontainer eingeschlossen warst?

Ich war in einem sehr sehr unangenehmen Raum eingeschlossen.

Wie ist es Dir dort ergangen.

Es war furchtbar, einfach furchtbar. Ich habe geglaubt, ich werde wahnsinnig.

Wie bist Du denn da reingeraten? Bist Du hineingekrochen?

Ich bin da reingekommen, es war so.. . ich kann mich nicht erinnern, es war so… befremdlich. Ich war, wie wenn ich geschlafen hätte.

Dann weißt Du gar nicht mehr, ob Du selbst hineingekrochen bist?

Wie sollte ich sonst hineingekommen sein?

Wo bist Du denn geboren?

In einem weiten Raum, Sterne über mir. (Ich kann es sehen. Ich sehe sie sich durchs Gras schlängeln, einen Bach durchqueren, weiter durchs Land, dabei habe ich starke Herzschmerzen.)
Du warst in Freiheit?

Nein, das waren nur Träume.

Wo warst Du denn, bevor Du in den Müllcontainer gekommen bist?

In einem Koffer.

Warst Du da wach?

Ich war so lange wach, wie ich es konnte.

Ist Dir die Luft ausgegangen oder was?

Ich bin dann wohl eingeschlafen, weil es so schrecklich war.

Und wie bist Du in den Koffer geraten.

Ich weiß es nicht. Das ist es, was mich ganz verrückt macht, ich weiß einfach nichts mehr.
(Diese Reaktion habe ich bei Tieren erlebt, die in Narkose gelegt wurden, ohn, daß man ihnen vorher erklärt hatte, was dabei passiert)

Hast Du mit Menschen zusammengelebt?

(Es kommt ein unwirkliches Gefühl.)

Es ist, als ob ich immer unterwegs gewesen wäre. Immer unterwegs, immer in abgesperrten Koffern.

Wo bist Du denn jetzt?

Wieder in so einem Koffer.
(Fühlt sich an wie ein abgesperrtes Terrarium).
Ich schicke ihr Liebe und bete für sie. Dann frage ich sie, ob ich ihr ein bissen Trost geben konnte.

Sie: Es ist mir eine Ehre, mit Dir zu sprechen, Geliebte. Es war eine heroische Tat.

Was?

Dein Herz einer Schlange zu öffnen.
Offenbar hat sie meine Angst vor Schlangen in meinem Feld wahrgenommen!
Aber auch mein Mitgefühl. Ich muß weinen und liebe sie wirklich von ganzem Herzen. Ich bete inbrünstig um Hilfe, damit ihr nichts Schlimmes mehr widerfahren kann.